Klimafreundliche Ernährung

Wie viel CO₂ lässt sich einsparen, wenn wir Insekten essen?

 Robert Klatt

Insekten als Lebensmittel )kcotS ebodAaTraB(Foto: © 

Waste-to-Nutrition-Verfahren, darunter die Insektenzucht, sollen die Ernährung klimafreundlicher machen. Nun wurde analysiert, wie stark die CO₂-Emissionen dadurch sinken würden.

Toulouse (Frankreich). Die Forschung arbeitet angesichts des Klimawandels und der kontinuierlich zunehmenden CO₂-Konzentration an neuen, klimafreundlichen Methoden zur Lebensmittelproduktion. Dazu gehört auch Waste-to-Nutrition, ein Verfahren, das aus forstwirtschaftlichen Reststoffen, Grünschnitt, Lebensmittelabfällen und sogar Kot von Tieren neue Lebensmittel erzeugen soll. Waste-to-Nutrition umfasst unterschiedliche Methoden, darunter Bioreaktoren, in denen Bakterien Proteine erzeugen, die Insektenzucht auf Lebensmittelabfällen oder biochemische Verfahren, die pflanzliche Rückstände umwandeln.

Forscher des National Research Institute for Agriculture, Food and Environment (INRAE) haben nun untersucht, wie umweltfreundlich diese Verfahren wirklich sind. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Sustainability haben sie dazu die Umweltbilanz von fünf Waste-to-Nutrition-Methoden untersucht, der Insektenzucht, der festen Fermentation durch Hefen, der Extraktion pflanzlicher Proteine, der Herstellung von Mykoproteinen aus Pilzen und die Produktion mikrobieller Proteine. Die Studie hat insgesamt neun Nutzungsszenarien mit einer Lebenszyklusanalyse (LCA) bewertet.

Waste-to-Nutrition vs. bestehende Verwertungstechniken

Außerdem haben die Forscher die Waste-to-Nutrition-Methoden mit bestehenden Verwertungstechniken verglichen, darunter die anaerobe Fermentation, die Kompostierung und die direkte Verfütterung von Agrar- und Lebensmittelresten an Tiere.

Die Studie hat zentrale Umweltindikatoren wie die CO₂-Emissionen und den Flächen- sowie Wasserverbrauch analysiert. Dank ihres parametrischen Designs kann die Studie beantworten, welche Methode bei welchen Bedingungen ökologisch sinnvoller ist.

Ökologische Effizienz von Waste-to-Nutrition

Die Analyse offenbart, dass die ökologische Effizienz der Waste-to-Nutrition-Techniken stark schwankt und vor allem davon abhängt, ob die so produzierten Lebensmittel von den Verbrauchern in ihre Ernährung eingebaut werden. Insekten- und Bakterienproteine haben nur dann einen signifikanten ökologischen Einfluss, wenn diese mindestens 80 Prozent des ansonsten konsumierten Fleisches ersetzen.

Zudem sind in vielen Situationen die bereits seit Langem genutzten Verwertungstechniken, etwa die direkte Verfütterung organischer Abfälle an Nutztiere, deutlich umweltfreundlicher als die neuen Waste-to-Nutrition-Techniken. Angesichts der teilweise komplexen und energieintensiven Umwandlungsprozesse haben Waste-to-Nutrition-Methoden zudem oft einen negativen Einfluss auf den Klimaschutz.

Insekten statt Fleisch

In Frankreich können Waste-to-Nutrition-Verfahren, wie das Ersetzen von herkömmlichem Fleisch durch Insekten, im Optimalfall jährlich 10 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen einsparen. Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung könnte hingegen die CO₂-Emissionen um 15 Millionen Tonnen reduzieren und einen reduzierten Konsum von tierischen Produkten um 20 bis 25 Millionen Tonnen.

Nature Sustainability, doi: 10.1038/s41893-025-01521-z

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