Robert Klatt
In Deutschland gibt es bisher kein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Das Umweltbundesamt hat nun berechnet, wie stark die CO₂-Emissionen sinken würden, wenn die Geschwindigkeit begrenzt wird.
Berlin (Deutschland). Deutschland ist das einzige Land in der Europäischen Union (EU) ohne ein pauschales Tempolimit auf Autobahnen. Laut Umfragen ist die Mehrheit der Bevölkerung (71 %) für ein Tempolimit, während die Mehrheit der regelmäßigen Autofahrer (52 %) sich gegen ein generelles Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde (km/h) auf Autobahnen ausspricht. Die Befürworter eines Tempolimits argumentieren häufig mit mehr Sicherheit, weniger Verkehrsunfällen und einem entspannteren Fahren. Außerdem würde eine reduzierte Geschwindigkeit die CO₂-Emissionen des Verkehrs reduzieren.
Wissenschaftler des Umweltbundesamtes (UBA) haben nun untersucht, wie stark unterschiedliche Tempolimits die CO₂-Emissionen senken würden. Dabei wurden nicht nur der Kraftstoffverbrauch der Autos, sondern auch Nebenwirkungen wie ein verändertes Mobilitätsverhalten und andere Fahrstrecken, berücksichtigt, weil davon auszugehen ist, dass Menschen andere Verkehrsmittel und Strecken nutzen, wenn der Geschwindigkeitsvorteil der Autobahnen sinkt.
Laut den Berechnungen könnte ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen die CO₂-Emissionen des Straßenverkehrs um 11,7 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren (- 8,1 %). Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h auf Autobahnen und 100 km/h auf den Landstraßen würden die Emissionen um 3,2 Millionen Tonnen (- 2,2 %) sinken, bei 120 km/h auf Autobahnen und 100 km/h auf Landstraßen, um 5,6 Millionen Tonnen (- 3,9 %). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert die Bundesregierung angesichts der Ergebnisse erneut dazu auf, ein Tempolimit einzuführen.
„Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Die neue UBA-Studie zeigt eindrucksvoll, dass das Einsparpotenzial eines Tempolimits von 100/80/30 sogar noch höher ist als bisher angenommen. Mit einem solchen umfassenden Tempolimit kann der Verkehrssektor seine letztjährige Klimalücke beinahe schließen.“
Außerdem würde das Tempolimit im strengsten Szenario die Feinstaubemissionen (- 11 %) und die Stickoxidemissionen (- 16 %) senken. Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich dabei nicht um konstante Werte. Weil der Anteil der Elektroautos zunimmt, würde der Klimaeffekt eines pauschalen Tempolimits in den kommenden Jahren sinken.
Höhere Fahrzeiten durch Tempolimits
Die Forscher haben zudem errechnet, dass ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen und 100 km/h auf Landstraßen die jährliche Fahrzeit eines durchschnittlichen Autofahrers um 1,4 Stunden erhöhen würde. Bei einem Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und 80 km/h auf Landstraßen würde die Fahrzeit um knapp 19 Stunden jährlich ansteigen.