Robert Klatt
Reiche Menschen verursachen überdurchschnittlich hohe CO₂-Emissionen, für die vor allem Investitionen verantwortlich sind. Es ist deshalb sinnvoll, auf eine einkommens- und aktienbasierte Besteuerung anstelle der Besteuerung von Konsumgütern zu wechseln.
Amherst (U.S.A.). Eine Studie von Oxfam zeigte kürzlich, dass wohlhabende Menschen überdurchschnittlich hohe CO₂-Emissionen verursachen. Das reichste Prozent ist für über doppelt so hohe CO₂-Emissionen verantwortlich wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Forscher der University of Massachusetts Amherst (UMass) haben im Detail untersucht, welcher Zusammenhang zwischen dem Haushaltseinkommen und den Emissionen in den U.S.A. bestehen.
Laut der Publikation im Fachmagazin PLOS Climate hat das Team um Jared Starr entdeckt, dass die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung für etwa 40 Prozent der Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich sind. Die hohe Emissionsungleichheit geht nur teilweise auf den höheren persönlichen Konsum zurück, sondern wird hauptsächlich durch Investitionen in Unternehmen verursacht. Personen, die Einkommen aus Finanzanlagen erzielen, verursachen demnach indirekt besonders hohe CO₂-Emissionen, weil die Unternehmen zur Generierung dieses Einkommen CO₂ emittieren.
Obwohl es bereits seit Langem bekannt ist, dass das Konsumverhalten eines Menschen seine CO₂-Emissionen signifikant beeinflusst, sind diese Maßnahmen laut den Autoren nicht ausreichend. Zudem bestrafen konsumbasierten Ansätze, etwa höhere CO₂-Steuern, die in Deutschland laut einer Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung die Emissionen des Verkehrssektors reduziert haben, Menschen mit geringen Einkommen unverhältnismäßig stark, während die Emissionen der Emissionen, die einen Großteil ihres Einkommens investieren, dadurch kaum sinken.
Bei konsumbasierten Ansätzen wurde laut Starr zudem übersehen, dass CO₂-Emissionen Einkommen generieren. Wenn dieses Einkommen jedoch in Aktien reinvestiert wird, anstatt für Grundbedürfnisse ausgegeben zu werden, unterliegt es keiner konsumorientierten CO₂-Steuer.
Die Forscher um Starr haben deshalb untersucht, ob eine andere Form der CO₂-Besteuerung sinnvoll sein könnte.
„Was passiert, wenn wir uns darauf konzentrieren, wie Emissionen Einkommen erzeugen, statt wie sie den Konsum ermöglichen.“
Die Beantwortung dieser Frage ist komplex. Obwohl es relativ einfach ist, einen Überblick über Löhne und Gehälter zu erhalten, war es bisher sehr schwierig, Einblicke in die Investmenteinkommen zu bekommen, die einen großen Anteil am Vermögen der reichsten Amerikaner ausmachen. Die Forscher untersuchten deshalb Daten aus 30 Jahren. Dabei fokussierten sie sich auf eine Datenbank mit mehr als 2,8 Milliarden Finanztransaktionen und verfolgten deren Einkommen und die dadurch verursachten CO₂-Emissionen.
Die Emissionsdaten haben die Forscher dann mit einer anderen Datenbank verknüpft, die demografische und Einkommensdaten von über fünf Millionen Amerikanern enthält. Sie konnten so ermitteln, dass über 40 Prozent der Emissionen dem Einkommensfluss der obersten 10 Prozent zuzuordnen sind. Das oberste 1 Prozent sogar für 15 bis 17 Prozent der Emissionen des Landes verantwortlich. Sogenannte „Super-Emittenten“ entdeckten die Forscher ausschließlich in den 0,1 Prozent der Haushalte mit den höchsten Einkommen.
„Diese Forschung gibt uns Einblicke, wie Einkommen und Investitionen die Emissionsverantwortung verschleiern.“
Starr und sein Team empfehlen insbesondere eine einkommens- und aktienbasierte Besteuerung anstelle der Besteuerung von Konsumgütern. Das so gewonnene Steueraufkommen könnte dem Land helfen, erheblich in Dekarbonisierungsmaßnahmen zu investieren.
„Auf diese Weise könnten wir die Amerikaner wirklich dazu motivieren, ihre Industrien und Investitionen zu dekarbonisieren.“
PLOS Climate, doi: 10.1371/journal.pclm.0000190