Gefährlicher Sondermüll

Zigarettenfilter emittieren tödliche Gifte in die Umwelt

Robert Klatt

Zigarettenfilter gefährden Insekten )kcotS ebodA469elud(Foto: © 

Zigarettenfilter setzen Gifte und Mikrofasern in die Umwelt frei, die tödlich für Insekten sind. Forscher plädieren deshalb für ein Verbot von Zigarettenfiltern.

Göteborg (Schweden). In Deutschland wurden laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) im Jahr 2022 etwa 65.784 Millionen Zigaretten konsumiert. Ein Großteil davon sind Filterzigaretten, deren Reste oft achtlos in der Umwelt entsorgt werden. Wissenschaftler der Universität Göteborg haben nun untersucht, welche Substanzen Zigarettenfilter emittieren.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Microplastics and Nanoplastics entdeckte das Team um Bethanie Carney Almroth dabei, dass Zigarettenfilter tödliche Gifte und Mikrofasern freisetzen, die unter anderem Insekten schaden.

„Der Filter ist voll mit Tausenden von giftigen Chemikalien und Mikroplastikfasern. Es ist also nicht nur irgendein Stück Plastik, das in die Umwelt entsorgt wird. Es ist Sondermüll.“

Zigarettenfilter töten Insektenlarven

Die Forscher um Almroth untersuchten für ihre Studie, welche Giftstoffe sich nach dem Rauchen in den Filtern festsetzen und welche bereits vorab im Filter vorhanden sind. Zudem analysierten sie die Auswirkungen dieser Substanzen auf die Larven von Wasser-Mücken. Laut den Ergebnissen nimmt die Sterblichkeit der Insekten durch die Gifte aus Zigarettenfiltern deutlich zu (20 %).

Frühere Studien hatten bereits auf schädliche Effekte der Filtergifte auf zahlreiche andere Wasserlebewesen hingewiesen. Ein dramatisches Beispiel hierfür sind Fische. Schon eine Belastung, die der von gerade einmal zwei Zigarettenkippen in einem Liter Wasser über einen Zeitraum von vier Tagen entspricht, kann tödlich sein. Die Gefahr, die von Zigarettenfiltern ausgeht, sollte demnach keinesfalls unterschätzt werden.

„Zigarettenfilter sind auch eine wichtige Quelle für Mikroplastik, das in unsere Umwelt gelangt, was sich bekanntermaßen sehr negativ auf das biologische Leben auswirkt. Die EU hat Zigarettenfilter bereits als gefährlichen Abfall eingestuft.“

Zigarettenfilter landen auf dem Boden

In Schweden sind seit Anfang 2023 Zigarettenproduzenten für die Beseitigung von Zigarettenstummeln verantwortlich. Laut den Studienautoren ist die erhöhte Anzahl an Aschenbechern aber nur ein Teil der Lösung, der allein nicht ausreicht. Belegt haben die Forscher dies durch Beobachtungen von Rauchern in Göteborg, die zeigen, dass viele Personen ihre Kippen auf dem Boden entsorgen, obwohl Aschenbecher in unmittelbarer Nähe verfügbar sind.

„Die Reinigungskosten belaufen sich für die Gemeinden auf Millionen von Kronen, und dennoch verbleiben zahlreiche Zigarettenstummel in der Umwelt. Aktuell führen wir eine landesweite Umfrage zum Thema Plastikmüll durch, die wir als Plastikexperiment bezeichnen und bei der wir auf Bürgerwissenschaft setzen. Mit diesem Ansatz wollen wir zusammen mit Schülern und anderen Interessierten präzisere Daten darüber erheben, wo und in welchem Ausmaß sich Zigarettenkippen mit Filtern in der Umwelt befinden – neben anderen problematischen Plastikprodukten.“

Verbot von Zigarettenfilter

Almroth ist überzeugt, dass es keinerlei stichhaltige Argumente für den Erhalt von Filtern in Zigaretten gibt. Gemeinsam mit einer Gruppe von Fachleuten hat sie einen Kommentar verfasst, in dem sie die Ansicht vertritt, dass Zigarettenstummel nicht nur den häufigsten Müll weltweit darstellen, sondern auch ein bloßes Marketinginstrument ist. Sie widerlegt damit die weitverbreitete Annahme, dass Zigarettenfilter dem Schutz des Rauchers dienen.

„Sie müssen komplett vom Markt verschwinden. Es ist nicht zielführend, den Schwerpunkt daraufzulegen, dass Tabakproduzenten für die Reinigung der Filter aufkommen. Das Problem sollte vornherein vermieden werden, anstatt es später zu beseitigen.“

Microplastics and Nanoplastics, doi: 10.1186/s43591-022-00050-2

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